KMV Info Nr. 9/2006

Liebe Kolleginnen und Kollegen

Wie sieht eigentlich die Arbeitslosenquote bzw. das Buttojahreseinkommen der Absolvent/innen ein Jahr nach Studienabschluss aus? Das BfS (Bundesamt für Statistik) hat im August 2006 interessante Zahlen veröffentlicht (die uns natürlich auch zu denken Anlass geben).

Der konjunkturelle Aufschwung der letzten zwei Jahre erleichterte den Hochschuldiplomierten den Zugang zum Arbeitsmarkt. Gemäss der im Jahr 2005 durchgeführten Absolventenbefragung des Bundesamtes für Statistik (BFS) liegt die Erwerbslosenquote der befragten Universitäts- und Fachhochschuldiplomierten unter jener der Vorgängerbefragung 2003. Gleichwohl bestehen Schwierigkeiten, eine dem Studienabschluss angemessene Tätigkeit zu finden.

Beim Prüfungsjahrgang 2004 lag die Erwerbslosenquote ein Jahr nach Studienabschluss für Universitätsdiplomierte bei 5,7 % und für Fachhochschuldiplomierte bei 4,3 %. Somit hat sich die Erwerbslosenquote im Vergleich zur Absolventenbefragung des Prüfungsjahrgangs 2002 verringert (UH: -0,4 / FH: -3,8 Prozentpunkte). Abgänger/innen der Pädagogischen Hochschulen, die erstmals separat aufgeführt werden, weisen mit 1,6 % die tiefste Erwerbslosenquote auf.

 

 Unterschiedliche Zugangsmöglichkeiten zu qualifizierter Erwerbstätigkeit 

Eine Erwerbstätigkeit zu finden, die der erworbenen Qualifikation entspricht, erweist sich je nach Hochschultyp, Arbeitsort und abgeschlossenem Studienfach als unterschiedlich schwierig. Zwar sind innerhalb der ersten 6 Monate nach Studienabschluss 63 % der Universitätsdiplomierten und 56 % der Fachhochschuldiplomierten in eine qualifizierte Erwerbstätigkeit eingestiegen. Jedoch ist der Anteil jener, die bis zum Befragungszeitpunkt noch keine dem Studium angemessene Erwerbstätigkeit aufgenommen haben, relativ hoch (UH: 27 % / FH: 39 %). Für die Absolventen/innen der Pädagogischen Hochschulen gestaltet sich der Einstieg in eine ausbildungsadäquate Beschäftigung leichter: Jede/r Fünfte hatte bereits vor Studienende eine Stelle inne bzw. in Aussicht. Bereits zwei Monate nach Studienabschluss sind mehr als drei Viertel der Lehrkräfte in eine adäquate Erwerbstätigkeit eingebunden (78 %). Der Anteil jener Personen, die zum Befragungszeitpunkt noch nicht adäquat beschäftigt waren, be-läuft sich auf 15 %.

Absolventen/innen aus Fachbereichen mit klar geregelten Berufszugängen (Medizin und Pharmazie, Recht) gelingt die Passage in den Arbeitsmarkt verhältnismässig mühelos. Auch Absolventen/innen der Technik und IT, des Bauwesens und der Sozialen Arbeit finden überwiegend eine Erwerbstätigkeit, die ihrer Ausbildung entspricht. Geistes- und Sozialwissenschaft-ler/innen sowie Neudiplomierte aus künstlerischen Fachbereichen (Theater, Bildende Kunst, Gestaltung), dem Sport, der angewandten Linguistik und der angewandten Psychologie haben tendenziell mehr Mühe, eine adäquate Stelle zu finden. Da diese Fachbereiche mehrheitlich einen grossen Frauenanteil aufweisen, sind Hochschulabsolventinnen häufiger von Übergangsproblemen in den qualifizierten Arbeitsmarkt betroffen.

 

 Einstiegseinkommen 2005  

Die standardisierten Bruttojahreseinkommen der Fachhochschuldiplomierten (75'000 CHF) liegen ca. ein Jahr nach Studienabschluss über jenen der Universitätsdiplomierten (70'710 CHF). Wirtschaftswissenschaftler/innen (UH und FH), Absolventen/innen der Medizin und Pharmazie, der Sozialen Arbeit, der Technik und IT sowie Abgänger/innen aus den Pädagogischen Hochschulen erzielen die höchsten Einkommen. Am wenigsten verdienen die Juristen/innen und die Absolventen/innen der Gestaltung. Das niedrige Einkommen der Juristen/innen ist auf deren teilweise obligates und zeitlich befristetes Praktikum zurückzuführen. Für die Diplomierten der Gestaltung wird dagegen kein schneller Einkommensanstieg erwartet.

 

 Gleiches Studium – gleicher Lohn? 

Mit den Daten der im Jahr 2003 durchgeführten Absolventenbefragung wurden die Gründe für Einkommensunterschiede bei Hochqualifizierten näher untersucht. Neben einer Vielzahl von einkommensrelevanten Faktoren wurde auch die Bedeutung des Geschlechts analysiert. Bei den Universitätsdiplomierten konnte dem Geschlecht der Befragten unter Kontrolle aller weiteren einkommensrelevanten Faktoren kein statistisch signifikanter Einfluss auf die Höhe des standardisierten Bruttojahreseinkommens nachgewiesen werden. Für Fachhochschulabsolventinnen zeigen die Analysen jedoch, dass ca. ein Jahr nach Studienabschluss dagegen ein durchschnittlich um 2553 CHF tieferes Bruttojahreseinkommen erzielt wird als für ihre ehemaligen Studienkollegen. Werden die multivariaten Analysen unabhängig vom Hochschultyp über ausgewählte Fachbereiche durchgeführt, zeigen sich innerhalb der Absolventengruppe der Wirtschaftswissenschaften (2956 CHF) und der Technische Wissenschaften (5476 CHF) deutliche geschlechtsspezifische Einkommensdiskrepanzen zum Nachteil der Frauen.

Bei den Neudiplomierten der Geistes- und Sozialwissenschaften spielt das Geschlecht dagegen keine Rolle. Unabhängig vom Hochschultyp bestätigt sich ein positiver Einkommenseffekt des Alters: Je älter die Befragten sind, desto höher ist ihr Einkommen. Neben dem Alter und dem studierten Fachbereich wird die Einkommenshöhe von der beruflichen Po-sition, der fachlichen Angemessenheit der ausgeübten Tätigkeit und der Art der Anstellung beeinflusst. Das Angebot der Fachhochschulen, ein Studium berufsbegleitend zu absolvieren, trägt zur Einkommenssteigerung bei. Der Wirtschaftsbereich und die Grossregion, in der der Arbeitsort angesiedelt ist, sind ebenfalls massgebliche Faktoren bei der Einkommensbemessung. Hingegen ist der Ausbildungsstand der Eltern praktisch ohne Bedeutung für das erzielte Einkommen.

Medienmitteilung des Bundesamtes für Statistik

St. Gallen, 9. Oktober
Mathias Gabathuler, Präsident KMV