Sparpaket II
Sparrunde um Sparrunde wurden im Kanton St. Gallen die Mittelschulen geschröpft, auch das Sparpaket II will da keine Ausnahme machen. Die Massnahmen vom letzten Februar sind noch nicht einmal umgesetzt (welcher Parlamentarier kann sich noch an sie erinnern?), schon wird wieder das Messer angesetzt. Nach dem Vorschlag der Finanzkommission von letzter Woche soll es nun auch der Wirtschaftsmittelschule an den Kragen gehen – man will eine erfolgreiche Schulart ganz schliessen! Ist Bildungspolitik im Kanton St. Gallen nur noch Finanzpolitik?
Wissen die Befürworter der Abschaffung denn überhaupt so genau, was die Wirtschafsmittelschule ausmacht? Ich widerspreche Herrn Straub vehement, die WMS / WMI ist kein veraltetes Modell und nicht einfach durch eine Berufslehre zu ersetzen, nur weil man am Ende auch eine Berufsmatura erhält. Es ist auch nicht jedes Essen auf der Speisekarte gleich, nur weil am Ende alle satt machen. Wer die WMS / WMI besucht, hat sich bewusst dafür entschieden. Geboten wird eine vertiefte Allgemeinbildung, kombiniert mit Praxiserfahrung im kaufmännischen Bereich. Dazu kommt ein besonderes Gewicht auf der Sprachausbildung mit mehrwöchigen Sprachaufenthalten oder eine vertiefte Ausbildung im Bereich Informatik und Informationstechnologie. Es ist diese besondere Mischung, die unsere Schülerinnen und Schüler anzieht. WMS / WMI Absolventen sind gesucht. Betriebe fragen nach Wirtschaftsmittelschülern für das Praxisjahr, die Anfrage übersteigt das Angebot an Schülerinnen und Schülern regelmässig. Eine so erfolgreiche Ausbildung will man abschaffen? Wird der Kantonsrat zum Totengräber für Schulen?
Nicht Schulen oder Lehrer verursachen Kosten im Bildungsbereich. Schule kostet, weil es Schüler gibt. Bildungsausgaben werden für junge Menschen im Kanton gemacht. Die Frage ist also letztlich, wie viel einem diese jungen Menschen wert sind.
Der Bildungschef RR Stefan Kölliker hat sich letztes Jahr noch deutlich für die Wirtschaftsmittelschule ausgesprochen, ich zitiere aus seiner Rede vor dem Konvent der Kanti Heerbrugg Ende August 2011: „… ich kann Ihnen sagen, dass ich die WMS weiterhin verteidige, weil ich es wertvoll finde, im kaufmännischen Bereich auch eine schulgestützte Alternative anzubieten …“ Herr Kölliker, wir zählen auf Sie!
Margit Kopp, Präsidentin KMV (Kantonaler Mittelschullehrerinnen und –lehrer Verband)
Argumentarium Pro Wirtschaftsmittelschule des Kantons St.Gallen