Kommentar zum Bildungsbericht
Bildungsbericht Schweiz 2018
Im Bildungsbericht Schweiz 2018 widmen sich rund 40 der insgesamt über 300 Seiten der Sekundarstufe II, bzw. explizit dem Gymnasium und der FMS. Spannend sind für unsere Schulstufen zudem gewisse Auswertungen über weiterführende Schulen sprich Universitäten, ETHs und Fachhochschulen.
Viele Daten wurden für die Schweiz als Ganzes aufgearbeitet, teilweise kantonale Vergleiche angestellt. Die individuellen Daten zu konkreten persönlichen Schullaufbahnen oder einzelnen Schulen werden anonymisiert, könnten aber sehr wohl mithilfe der Einträge mit den AHV-Nummern nachgezeichnet werden. Gemäss Bundesstatistikgesetz dürfen diese Daten aber nur herausgegeben werden, wenn keine Rückschlüsse auf einzelne persönliche oder juristische Personen möglich sind.
Seltsam mutet es darum an, dass der Nationalrat am 26. September 2018 eine Motion von Andrea Gmür-Schönenberger annahm, in der der Bundesrat beauftragt wird, die Daten zum Studienverlauf von Maturandinnen und Maturanden zu publizieren.
Übertritt in die Sekundarstufe II
Im Kanton St. Gallen treten nach wie vor mehr als 80% der Jugendlichen nach der Oberstufe in die berufliche Grundbildung ein. Unser Kanton weist somit immer noch eine der tiefsten Mittelschülerinnen und -schülerquoten auf. Bei Mittelschuleintritt ist der Anteil an Jugendlichen mit Migrationshintergrund proportional betrachtet überdurchschnittlich hoch. Allerdings sind ihre Erfolgsaussichten die Probezeit zu bestehen im Vergleich zu den Jugendlichen ohne Migrationshintergrund schlechter.
St. Gallen gehört zur Minderheit der Kantone, die noch eine Aufnahmeprüfung durchführen. Inwieweit diese direkt zu einem höheren Studienerfolg beiträgt, ist schwierig zu beantworten. Im Bericht nicht veröffentlichte aber an der Präsentation des Berichtes gezeigte Grafiken der Studienautorinnen zeigen aber schön, dass in St. Gallen tatsächlich ein vergleichsweise grosser Anteil der leistungsstarken Oberstufenschülerinnen und -Schüler ans Gymnasium wechselt, während die PISA-Leistungskurven einer Sek I und einer Sek II Klasse im Kanton Genf kaum voneinander zu unterscheiden sind.
Gymnasium
Die Maturaquote in St. Gallen bleibt tief. Das Toggenburg gehört mit einer Quote von weniger als 10% schweizweit zu den Regionen mit den tiefsten Quoten. Im Vergleich zu anderen Kantonen weist St. Gallen etwa durchschnittlich viele Schülerinnen und Schüler in sprachlichen und musischen Schwerpunktfächern auf, unterdurchschnittlich viele in den MINT-Schwerpunkten, dafür überdurchschnittlich viele in Wirtschaft und Recht. Weitere Kapitel zum Gymnasium beschäftigen sich mit Fragen wie Maturität und Studienerfolg, den Noten der Maturandinen und Maturanden nach verschiedenen Fächern, immersiven Matura, Zusammenhang zwischen Schwerpunktfach und Studienwahl und dem Übertritt an die Hochschulen, ohne dabei kantonale Unterschiede aufzuzeigen. Kostentechnisch gesehen bewegt sich der Kanton St. Gallen pro Schülerin bzw. Schüler im Mittelfeld.
Bei einer Grafik einer Studie der Universität Bern werden 6000 beliebig ausgewählte Personen aus der ganzen Schweiz gefragt, ob sie einer einheitlichen Abschlussprüfung an Gymnasien zustimmen würden. Die hohe Zustimmungsrate von gut 80% bzw. deren Veröffentlichung im Rahmen des Bildungsberichtes zeigt auf, in welche Richtung der Autor dieser Schrift weiterdenken möchte. Das gilt es sicherlich kritisch zu beobachten, zumal solche Äusserungen in einem Bericht, der die jetzige Bildungslandschaft abbilden soll, nicht sehr aussagekräftig sind, hingegen sehr wohl politische Signale aussenden.
Fachmittelschulen
Im Vergleich zum letzten Bericht von 2014 fällt das Kapitel zu den FMS bereits einiges ausführlicher aus. Die Schülerzahlen an den FMS steigen schweizweit weiterhin leicht an, wobei sowohl der Frauenanteil als auch der Anteil Jugendlicher mit Migrationshintergrund proportional gesehen deutlich höher liegen. In einer Statistik, die die gewählten Fachrichtungen bzw. Berufsfelder aufzeigt, werden für den Kanton St. Gallen leider Pädagogik und Gesundheit in einem gemeinsamen Feld Gesundheit/Pädagogik aufgeführt. Bei keinem anderen Schultyp ist die Repetitionsquote vergleichbar hoch wie an der FMS, wobei diese Zahlen nicht für die einzelnen Kantone vorliegen. Dafür ist die Quote der direkten Übertritte von den FMS an die Hochschulen in den letzten Jahren tendenziell gestiegen, während dem diese Quote beim Gymnasium sank.
Andreas Egli